Mit Hochspannung haben wir den Vortrag zur Handlungsfähigkeit von Sportlern bei olympischen Spielen von Winfried Vonstein gelauscht. Winfried Vonstein war 16 Jahre lang Bundestrainer im Deutschen Leichtathletikverband und engagiert sich auch heute vielschichtig in der Sportförderung.
Hier nochmal zur Ausgangslage:
Es ist der entscheidende Moment. Die 100-Meter-Bahn liegt vor dir, tausende Augen richten sich auf dich, auf diesen Moment. Du hast dich monatelang auf diesen Moment vorbereitet und viele haben dich unterstützt – alle Hoffnung liegt jetzt in deinem Handeln!
Wie gehen Olympia-Teilnehmer mit dieser Extremsituation um? Was können wir daraus in unseren Extremsituationen lernen? Welche mentale Vorbereitung können wir treffen?
Nun zu einer Auswahl wichtiger Erkenntnisse für unser Handeln, z.B. in einer Klausur, einem Jobinterview oder einer brenzlichen Verhandlung:
1) Handlungsfähigkeit ≠ Leistungsfähigkeit: Leistungsfähig sind gerade bei den Olympiaspielen alle Sportler; jedoch entscheiden oft Anspannung und Selbstsicherheit sowie Orientierung und Wahrnehmung über Erfolg oder Misserfolg. Das kommt dir bekannt vor? Richtig, auch Testsituationen, wie etwa Klausuren oder Jobinterviews sind Extremsituationen und weisen oft ähnliche Eigenschaften auf.
2) Handlungsfähigkeit lässt sich trainieren. Da nur Leistungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit zum Erfolg führen, sollte Zweiteres genauso trainiert werden wie Ersteres. Dazu müssen auch schon vorher Situationen geschaffen werden, die Einmal-Charakter haben und entsprechende Konsequenzen aufweisen. Idealerweise werden die Testbedingungen möglichst gut nachgebildet: Ist die Klausur um 8 Uhr? Die Tische klein? Die Stühle ungewohnt unbequem? Es besteht Zeitdruck? Natürlich darf für die Klausurzeit nicht gesprochen und nicht nachgeguckt werden? Dann sollte ein Testdurchlauf genau so durchgeführt werden.
3) Handlungsablauf und Strategien vorher einüben: Was denke ich in solchen Situationen? Plötzlich verdrängen die kleinsten Störfaktoren jegliche Konzentration. Ist das Wetter bescheiden? Warum hängt das Bild schief? Damit diese Störfaktoren nicht die Handlungsfähigkeit einschränken, bedarf es selektiver Informationsverarbeitung, sowohl motivational als auch kognitiv. Kann die eigene positive Einstellung in einem prägnanten Motto gefasst werden, lässt dies wenig Raum für “Vielleicht kann ich’s doch nicht?”. Zudem ist ein klarer und eintrainierte Ablauf wichtig: Bei einer Klausur sollte vorab feststehen, ob ich Aufgabe für Aufgabe durchgehe und bei Schwierigkeiten weitergehe, oder ob ich am Anfang der Klausur kurz die Aufgaben durchschaue und die Reihenfolge festlege.
Wir danken Herrn Winfried Vonstein für den Vortrag, der uns also nicht nur in die Welt des Profisports eintauchen ließ, sondern auch den Brückenschlag zu unseren eigenen Situationen schaffte. Ein toller Abend !